Das Kreuz als Symbol. Ein kleines Wortspiel mit ernstem Hintergrund. Der Kulturwissenschaftler und Theologe Uwe Wolff beleuchtet das Kreuz auf interessante Weise. Das Kreuz wurde von ihm auf ein Vielfältiges untersucht. Eine Kreuzung mahnt zur Vorsicht, was schon im Straßenverkehr anfängt. Die Kreuzung hält uns auf, andere dürfen sich vor uns einreihen. Wir mögen es nicht, wenn jemand oder etwas unsere Pläne durchkreuzt.
Die Furcht vor dem Kreuz setzt sich auch in unserer visuellen Kommunikation fort. Es gilt als bedenklich in ein öffentliches Kreuzfeuer zu geraten. Werden Sie in Corona Zeiten „geliked“ oder eher „disliked“? Ein treffenderes Symbol als das Kreuz kann es derzeit nicht geben, um unseren globalen Zustand zu beschreiben. Die Textil –und Bekleidungsbranche ist hier nur ein kleiner Teil unseres gesamten Bauplans. Mit großen Auswirkungen. Ich werde immer öfter von kreativen Menschen gefragt, welchen Fashion Content sie gerade jetzt produzieren sollten, um eine möglichst hohe Trefferquote zu erreichen? Eine große Unsicherheit ist hier zu spüren, stark geprägt durch die jüngsten Schlagzeilen, wo Mainstream Medien die alternative Berichterstattung ins Fadenkreuz geraten lässt, und wo einzelne Personen und Gruppen, die sich kritisch zeigen, zensiert werden.
Währenddessen präsentiert das Zukunftsinstitut vier mögliche Zukunftsszenarien bezugnehmend auf das Corona Phänomen, verbildlicht in einer Graphik, die ein Kreuz darstellt. Um in die Selbstbefragung zu gehen und um Antworten zu finden, hilft auch hier das Kreuz als Richtungsweiser. Den Weg selbst zu beschreiten, gilt denjenigen, die sich dann mutig oder weniger mutig zeigen, aber dennoch entscheiden. Wie gehen Sie weiter?
Wenn Sie beispielsweise mit selbstgenähten Schutzmasken auf sich als Person, als Gruppe oder als Unternehmen, aufmerksam machen wollen, sind Sie bestimmt auf der sicheren Seite. Sie können guten Gewissens Ihre Selbstvermarktungs-Strategie fahren und keiner kann von Ihnen behaupten, nicht das Richtige getan zu haben. Das werden viele mögen. Wenn Sie allerdings Protest Shirts mit Anti-Corona Slogans produzieren lassen, dann könnte es gefährlich werden. Gehen Sie spitz nach oben, mit dem Risiko sich einem Kreuzverhör zu unterziehen? Wer würde Ihre T-Shirts produzieren wollen? Die Arbeiterinnen in Bangladesch wohl eher nicht, wo der totale Kollaps voll im Gange ist. Auch in diesem Jahr findet wieder die Fashion Revolution Week (20. bis 26.April) https://youtu.be/XTnFfa0qHIM in Gedenken an das Unglück von Rana Plaza in 2013, statt. Neben den alltäglichen Überlebenskämpfen in Bangladesch, folgt nun der Gipfelstoß für viele Hundertausende. https://www.fashionrevolution.org
Hier kann wieder ein wichtiger kulturwissenschaftlicher Bezug zu den Untersuchungen Uwe Wolffs im Modekontext geschaffen werden. „Gegen die Logik der Selbstbezogenheit“ ist das Kreuz in seiner kulturellen Dimension sehr hilfreich. Sein Wert zeigt sich erst im Rückblick, wenn eins jemand den vorherrschenden Meinungen und Machtverhältnissen mutig entgegentrat, sich querstellte wie der horizontale Balken zum vertikalen. In der Kirchengemeinschaft wird hier vom Märtyrertum gesprochen. Wolff schreibt auch, dass Märtyrer nämlich mit ihrem Selbstopfer die Logik der Selbstbezogenheit und die Gesetze der materiellen Welt „durchkreuzen“.https://engelforscher.com
Von Selbstopferung können textile Großkonzerne wie C&A und H&M derzeit nicht sprechen, weil sie versuchen, sich selbst zuerst, und nicht ihre Nächsten zu retten.
