Lost

In letzter Zeit erreichen mich vermehrt Anfragen von Eltern, deren Kinder im Alter von 14 bis 17 Jahren ein Coaching ausprobieren möchten, weil sie sich extrem gestresst fühlen. Hier hilft es methodisch mit dem Mind Map als Tool von einem globalen Problem in die konkrete Ausarbeitung zu gehen. Alles was stresst wird visualisiert, und zwar gescribbelt. Dieser kreative Prozess gefällt oft, weil bei der Benennung und Visualisierung des Stresses mit seinen Unterkategorien, schnell erkennbar wird, was den Stress auslöst. Es wird sichtbar, wer oder was in der Problematik involviert ist, und es können schon erste eigene Lösungsvorschläge mit Hinblick darauf, wie der Stresspegel reduziert wird, gemacht werden. Eine Art Brainstorming, also strukturierte Ideensammlung.

Nehmen wir das Beispiel: Hab mein Handy verloren. Das ist echt Mist! Was nun?

Absolute Weltuntergangsstimmung, Schockzustand und Panik können jemanden geradezu überrollen. Das scheint nicht übertrieben formuliert, weil der Zugang zur digitalen Welt tatsächlich unterbunden ist, und sich viele dadurch verloren fühlen. Eine Klientin, und das sind nicht immer nur die Jüngeren, berichtete von einem Schockzustand, der sie völlig handlungsunfähig werden ließ, als sie bemerkte, dass das Handy weg ist. Nicht selten gefolgt von Wut, Ärger, Ängsten, oder auch Schuld -und Schamgefühlen, Hilflosigkeit, Ohnmachtsgefühle und Verzweiflung. Bis ein neues Handy da ist, mit all seinen Zugangsmöglichkeiten zu Chatgruppen, Social Media, Spielen und Musik, ist zu überlegen, wie kann man sich helfen, um die Zeit zu überbrücken? Oder noch vielmehr: Zu welcher Erkenntnis kommt man durch diese gemachte Erfahrung, dass das Handy weg ist?

Wenn das Thema sehr konkret ist, setze ich gerne sofort die Body-Mind Technik EFT ein, um all diese negativen Gefühle Stück für Stück mit den Klienten aufzulösen. Nach kurzer Anleitung bekommen Klienten von Beginn an das Gefühl in die Selbstwirksamkeit zu gehen, und sie merken, dass es ihnen besser geht, indem sie sich selbst beklopfen. Dieser Prozess kann manchmal so schnell und sanft gehen, dass Klienten völlig baff sind, wie schnell sich ein negatives Gefühl auflöst. Bei anderen Themen gibt es dann wiederum mehr zu tun, und das Gefühl der Ruhe, Zuversicht und Gelassenheit kann sich etwas später zeigen. Kurzum: was sich zeigt, möchte gesehen werden. Was noch darunter schlummert, kann aufdeckend beklopft werden.

Sich ohne Handy in einer Art Zwangspause zu befinden, digital zu detoxen, und sich die Frage zu stellen, wie man die vielen Stunden täglich und nachts füllt, die man sonst mit dem Handy beschäftigt war, macht einigen schwer zu schaffen. Andere wiederum weichen auf Laptop, Tablet oder ähnliches aus. Tagsüber besteht natürlich die Möglichkeit wieder mehr den Zugang zum Analogen zu erfahren. Welche Möglichkeiten bieten sich? Hier ein paar Ideenvorschläge, die zusammengetragen wurden:

  • Bücher lesen
  • Spazieren gehen ohne aufs Handy zu schauen
  • Den Blick ins Weite richten, ohne von Mitteilungen abgelenkt zu werden
  • Sich mit Freunden mehr treffen und reden, statt zu chatten
  • Malen, Handwerkern, Backen, Kochen mit Kochbuch oder nach Oma’s Rezepten
  • Draussen Basketball spielen
  • Joggen oder skaten (mit einem alten MP3 Player, der wieder ausgekramt wird)

Tja, und nachts? Hier kamen Rückmeldungen, dass es anfangs schwierig war einzuschlafen und schnell erkannt wurde, dass es doch sinnvoll wäre die Nacht zum schlafen zu nutzen.

Als Fazit lässt sich anhand dieser Beispiele zeigen, dass man sich nicht zwingend verloren fühlen muss ohne Handy unterwegs zu sein, und es auch für dieses Problem, konkrete Lösungsvorschläge gibt, Gewohnheiten zu reflektieren, und zu verändern. Langfristig gesehen kann die „Handy-freie-Zeit“ sogar einen größeren Handlungsspielraum bieten, sich für neue Möglichkeiten zu öffnen, um den Alltag abwechslungsreicher zu gestalten.